Was ist neu? Die Champions League! Wenn in zwei Wochen Eintracht Frankfurt auf Real Madrid trifft, dann nicht länger im Rahmen eines egalen Testturniers nahe der türkischen Ägäis oder beim Fuji-Cup, sondern weil beide Klubs um einen bedeutenden europäischen Titel spielen: den UEFA Supercup. Und das dürfte nur ein Vorgeschmack sein auf die kommenden Europapokalnächte, sobald die Eintracht im Spätsommer in der Champions-League-Gruppenphase antreten wird. Doch es sind nicht allein die Emotionen, es ist auch der schnöde Mammon! Auf dem Transfermarkt hat Frankfurt mit den Champions-League-Millionen zwar nicht um sich geworfen, aber dennoch ein dickes Transferminus verbucht. Weshalb neben hoffnungsvollen und ablösefreien Spielern wie Randal Kolo Muani (Nantes) und Jerome Onguene (Salzburg) mit Mario Götze und Lucas Alario zwei große Namen verpflichtet wurden, die ihren tatsächlichen Wert für die Eintracht erst noch unter Beweis stellen müssen.
Was ist so geblieben (verdammt nochmal)? Der nervige Vertragspoker um Filip Kostic. „Das ist eine ‚Never Ending Story‘“, meinte zuletzt sogar Kapitän Sebastian Rode über die Gerüchte, dass Frankfurts Star auch in diesem Sommer gutdotierte Angebote vorlägen. Schon im vergangenen Jahr scheiterte ein avisierter Wechsel zu Lazio Rom erst in letzter Minute. Dass Kostic überhaupt eine zweite Chance bei den Frankfurter Fans erhielt und sich dank überragender Leistungen in der Europa League wieder in ihre Herzen spielt, war eine der überraschendsten wie schönsten Geschichten der SGE-Saison. Nun soll der Serbe zuerst mit Juventus Turin gesprochen, dann mit einem Wechsel zu West Ham geliebäugelt haben, statt seinen Vertrag in Frankfurt zu verlängern. Dass ein Mann mit Kurzhaarschnitt in dieser Regelmäßigkeit die Flucht ergreifen will, hat man so zuletzt nur bei Prison Break gesehen – eine Serie, die man ebenfalls frühzeitig hätten beenden sollen.
Als Eintracht-Fan war man ans Verlieren gewöhnt – bis der Klub endlich wieder einen Titel gewann. Unser Autor, SGE-Fan von Kindesbeinen an, war dabei.
Was fehlt? Führungsspieler ohne Teilzeitvertrag. Martin Hinteregger beendete seine Profi-Karriere im Sommer, die verbliebenen Anführer Sebastian Rode und Makoto Hasebe werden aufgrund ihres Alters und den geschundenen Körpern keine Saison mit potentieller Dreifachbelastung durchziehen können. Rode kam in der abgelaufenen Saison auf nur 16 Bundesliga-Spiele, Hasebe war meist nicht mehr als ein willkommener Rotationsspieler. Wer also übernimmt das Kommando in einer Mannschaft, die ihr Gesicht erfolgsbedingt im Vergleich zur vergangenen Saison verändern wird?
Wenn dieser Klub ein Getränk wäre: Dosenbier. Ein geniales Getränk, im Urlaub, wenn man sich mit Freunden in Barcelona, in England oder an der bulgarischen Küste befindet. Ein seligmachendes Zischen im Augenblick des Öffnens und ein herrlicher Anblick, wenn die Wasserperlen langsam von der kalten Dose fließen. Es ist weniger das Bier an sich, sondern die Erinnerung daran, wenn es Jahre später noch heißt: „Weißt du noch damals? Antwerpen, Istanbul, Sevilla? Wie gerne wäre ich wieder dort mit dir…“ Ein flüssiggewordene Reminiszenz an gute Tage. So einfach, so lecker im Augenblick. Da juckt es auch niemanden, wie fad all das im Alltag (Bundesliga) schmecken kann.
Das 11FREUNDE-Orakel: Kaum jemand in Frankfurt erinnert sich daran, wie schlecht die abgelaufene Bundesligasaison aus sportlicher Sicht verlief. Tabellenelfter, gefangen im grauen Mittelfeld der Bundesliga, in der Rückrunde sammelte Frankfurt nur noch 15 Punkte aus 17 Ligaspielen. Aber wen interessierte das schon? Wer würde schon behaupten, dass der Eintracht nun im Ligabetrieb erst einmal der Turnaround gelingen müsse? Und dass der Europa-League-Lauf so manches dicke Problem des Eintracht-Kaders kaschiert hat? Immerhin soll es Journalisten gegeben haben, die nichts anderes taten, als aus dem kollektiven Freudentaumel heraus zu schreiben, dass sie es nicht für möglich gehalten hätten, so etwas Orgastisches nochmal zu erleben. F R E U D E! Schön, dass sie damit in diesem Jahr gleich weitermachen können, zu schreiben, dass sie es nicht für möglich gehalten hätten, so etwas nochmal zu erleben. Also Auswärtsspiele in Sandhausen. Frankfurt bricht im Laufe der Saison ein und wird Siebzehnter.
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