
Dieser Text stammt aus unserem Archiv.
Manch einer schaut ja alle zwei Jahre, um die Winterpause zu überbrücken, öfter mal beim Afrika-Cup rein. Würde ich auch gerne machen, ist aber leider nicht möglich, seit die originale Fernbedienung meines Fernsehers den Geist aufgegeben hat. Als Ersatz erwarb ich ein Universalgerät, dem aber die entscheidenden Knöpfchen fehlen, um neue Sender einzuprogrammieren – was zur Folge hat, dass es immer dann, wenn ein Kanal seinen Sendeplatz wechselt, eine Lücke im TV-Portfolio zu beklagen gibt.
Meist ist das nicht weiter tragisch, denn es lebt sich ganz gut ohne Home Shopping Europe und den Kinderkanal, und ja: Selbst den plötzlichen Abgang von Bayern 3 habe ich verkraftet, ohne in Tränen auszubrechen. Aber irgendwann hat es Eurosport erwischt und damit auch die Afrikameisterschaft.
Früher haben wir die Übertragungen vom Afrika-Cup regelrecht zelebriert. Versammelten uns bei Chips und Bier und gaben uns das volle Programm, bis zu drei Spiele am Tag. Erfreuten uns an den gewagten Methaphern der Kommentatoren Dirk Thiele und Gottfried Weise („Noch kein Knospenknall in Bloemfontein!“), bewunderten den übergewichtigen Mittelstürmer der Gabunesen und rezipierten das meditative Trommeln auf den Rängen ebenso wie den oft einschläfernden Kick auf dem Rasen.
Denn es ist ja, wenngleich der Kontinent gerne von Fußballromantikern verklärt wird, in Afrika beileibe nicht alles Gold, was glänzt. Um einen ganzen Abend durchzustehen, braucht es eine stabile Konstitution und eine starke Flasche Schnaps.
Ljungberg und der Kräuterschnaps
Eben der wurde eines Tages einem von uns zum Verhängnis. Es war ein Typ, den wir Freddie Ljungberg nannten, weil er, nun ja, ein wenig wie Freddie Ljungberg aussah. Wir hatten bereits ein 0:0 zwischen dem Kongo und Sambia durchgestanden und das Ausscheiden unserer Lieblingsmannschaft Gabun durch ein 0:1 gegen Tunesien erlebt, wobei der übergewichtige Mittelstürmer höchstens dreimal am Ball war. Am Ende sah er einfach nur alt und dick und traurig aus, und uns ging es ganz ähnlich, zumal noch der Schlager zwischen Burkina Faso und Algerien wartete.
Es war dies der Zeitpunkt, an dem Freddie Ljungberg zu einer Flasche Kräuterschnaps griff, eine von der Sorte, deren Logo einst den Beginn der Trikotwerbung im deutschen Profifußball markierte. Und am Ende eines langatmigen 1:1 hatte Freddie den Hirschen erlegt.
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