
Der 10. Dezember war kein schöner Tag. Es war ein ziemlich beschissener Tag, um genau zu sein. Das Schneechaos hatte sich über Deutschland gelegt, und zwar so heftig, dass Flüge gestrichen wurden und die Liste der Zug-Verspätungen ein ungeahntes Ausmaß annahm. Gut, letzteres kam nicht unbedingt überraschend. Die Greenkeeper des Rhein-Energie-Stadions in Köln hatten die Menge des Schnees ebenfalls unterschätzt und hunderte Helfer versuchten stundenlang das Feld bespielbar zu machen. Irgendwann war Schiedsrichter Kampka dann aber zufrieden und bat zum Anpfiff. Leider.
Ein paar Stunden zuvor hatte der Tag für mich schon mit einem mulmigen Gefühl begonnen. Ich wachte auf, von einer Erkältung gezeichnet: Nase zu, Halsschmerzen, jede Menge Schleim im Rachen. Mein erster Griff galt aber nicht etwa einem Taschentuch, nein, natürlich fingerte ich zuerst mein Handy aus dem Spalt zwischen Matratze und Bett. Genau in dem Moment, als das Display aufleuchtete, blinkten auch schon mehrere Push-Meldungen diverser Sportnachrichtenanbieter auf. Irgendwas mit Dortmund. Na gut, dachte ich. Peter Bosz ist weg, keine große Überraschung. Doch dann las ich den Namen erst richtig. Da stand nicht Bosz. Ich las Stöger. Peter Stöger.
Freunde bleiben?!
Kerzengrade saß ich im Bett. Vergessen war meine Müdigkeit und die Tatsache, dass ich eigentlich gerne noch mindestens eine Stunde liegen geblieben wäre. Schließlich war Sonntag. Und der Effzeh spielte erst in zwei Stunden. Doch ich ahnte es bereits. Irgendetwas stimmte nicht. Das würde kein normaler Spieltag werden. Und ich sollte Recht behalten.
Einigermaßen verwirrt schaltete ich die Pressekonferenz von Borussia Dortmund ein. Und ich staunte nicht schlecht. Da saß tatsächlich Peter Stöger neben Aki Watzke. Nur eine Woche, nachdem er in Köln entlassen wurde, hatte er also bereits einen neuen Job. „Ich brauche keinen Rentenvertrag. (…) Ich hätte es auch für zwei Wochen gemacht“, sagte der Österreicher und blickte etwas scheu in die Kamera.
In diesem Moment zerbrach irgendetwas in mir. Vielleicht war es die letzte, verzweifelte Hoffnung darauf, dass es im Fußball doch noch so etwas wie Romantik geben könnte. Nicht, dass ich Peter Stöger diese Chance nicht gönne. Im Gegenteil. Er ist ein guter Trainer, der in Köln jahrelang hervorragende Arbeit geleistet hat. Und doch fühlte es sich nicht richtig an. Fast so, als hätte meine Freundin, mit der ich eben erst Schluss gemacht habe, eine Woche später schon einen neuen. Einen besseren, der besser aussieht und mehr verdient. Und sie würde mich dann anschauen, nach dem Motto: „Wir können ja Freunde bleiben!“ Ich schluckte. Mann, tat das weh. Verdammte Halsschmerzen.
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